Heute stehe ich im Sack auf dem Moabiter Gehsteigfest. Das Interesse ist groß: Bierdeckel für Bierdeckel wandert auf meinen Rücken. Um meinen Wirkradius noch etwas zu erweitern, beschließe ich nach einer Weile, ein Mal über die Feststrecke zu bummeln.
An einem Trödelstand spricht mich eine Frau in den besten Jahre an, weil sie meine Sack-Aktion zwar optisch sehr ansprechend findet, aber nicht versteht. Als ich die Gründe weiter ausführe, winkt sie ab, man könne ja nun nicht alles zur Diskriminierung erklären, trotzdem beendet sie den Dialog nicht – ganz im Gegenteil.
Es entspinnt sich eine intensive Diskussion, die ihrerseits als unterhaltsames Gespräch erlebt wird, während ich innerlich immer wieder mein Argumentearsenal ablaufe und mich frage, warum keins so richtig zünden will. Schließlich fällt ein Satz, der auf einen Schlag klar macht, warum ich diese Frau nicht erreichen werde: „Ja aber warum gehst Du denn nicht nach Afrika, dort bist Du doch das Schönheitsideal?“ Diskriminierung mit einer merkbefreiten Seelenruhe vorgetragen, als säßen wir um die Ecke in einem Café und sie würde mir die Kaffeesahne reichen. „Ich biete lieber der Diskriminierung in Deutschland die Stirn.“ war mit Sicherheit die richtige Antwort, aber der enthaltene Seitenhieb dürfte ihr entgangen sein.