Politisch, gar keine Frage

Manchmal braucht es ein Quentchen Glück. Auf meinem Weg von der Parteizentrale der Grünen zum Hauptbahnhof kommt mir eine junge bezaubernd rundliche Frau entgegen, deren Mundwinkel vor Begeisterung in die Höhe schnellen, als sie den Slogan „Ich will keine Säcke mehr tragen“ liest.

grossartigSie ist die erste, die ganz gezielt und mit Nachdruck den Deckel in die Mitte von „politisch?“ klebt. Ich hab‘ ihn nur fürs Photo rasch zur Seite geschubst. Habe ich vielleicht per Zufall doch noch eine Grüne eingefangen und für unser Anliegen begeistern können?

Bei den Grünen ist Sonne Programm

grueneEs ist absolut unmöglich, mehr als 30 min vor der Parteizentrale der Grünen zu lauern: kein Stückchen Schatten, Sonne satt. Nur eine Postkarte werde ich los, was frustrierender Weise eine Trefferquote von 100% darstellt, denn sonst will niemand rein oder raus. Die haben in der Parteizentrale bestimmt ihr eigenes Stückchen Regenwald zum Chillen.

Fazit: Ich muss da rein! Es soll heute bis 16:00 Uhr geöffnet sein. Tja, die Sache mit Theorie und Praxis: Das Telefon ist bereits nicht mehr besetzt. Schauen wir mal, wie man aufs Volk reagiert, wenn es unangemeldet klingelt … Pazifismus schließt moderate Abfangmaßnahmen nicht aus, will ich es mal zusammenfassen. Einen Schwung Postkarten akzeptiert man aber von mir.

Voller Körpereinsatz

Wer denkt, mit so einem Sack käme man nur ungeschoren auf dem Uni-Campus durch, irrt. Ich habe mich entschlossen, ihn heute schon auf dem Weg zum eigentlichen Ziel zu tragen, und Moabit-West nimmt’s echt gelassen.

Mein Perfektionismus hat sich allerdings als Problem erwiesen. Keine Frage, die Jute-Turnschuhe rocken, aber ohne die Blasenpflaster von Simone sähe ich alt aus. Danke, meine Heldin des Alltags : *

Über die Flüchtigkeit von Bierdeckeln

Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass man mir die Bierdeckel mit dem Feedback zur Aktion mit Schmackes auf den Leib drücken würde, daher hatte ich sie nur mit einem kleinen Klettpunkt versehen. Anfängerfehler, im zweiten Seminar habe ich alle Hände voll zu tun, den Bierdeckelregen zu stoppen. Bis morgen braucht es definitiv einen anderen Plan. Gleiches gilt für mein Shirt: Die Kombination Jute + langärmelig ist doch recht schweißtreibend bei 25°C.

extrovertiertDa ich dies Mal in einem Seminar mit gesellschaftspolitischem Fokus sitze, entwickeln sich die Nachrichten auf den Bierdeckeln übrigens recht analytisch.

Sleeping Ladies für alle !

Die Sack-Aktion der GgG e.V. hat bereits im ersten Seminar die Note „sehr gut“ erhalten. Das ist doch schon mal was. sehr-gut

In der Pause stelle ich mich an den Eingang von Haus 2, um ein paar Sleeping Lady Postkarten unter die Leute zu bringen und staune nicht schlecht, wie viele junge Männer beherzt zugreifen. Noch mehr als das entzückt mich, dass ich von der Gründerin der FAT UP angesprochen werde. Leider hat sich das queerfeministische fat_positive_krawall Kollektiv im vergangenen Jahr aufgelöst, aber vielleicht darf man ja hoffen? Der Kontakt ist schon mal da.

Die Stunde der Wahrheit

Da ich heute selbst zwei Seminare an der Humboldt-Universität habe, beginnt die XL im Sack Tour genau dort.

Planmäßige Ankunft: 07:45 Uhr
Realität: wesentlich später

denkerinKurzerhand ziehe ich mich zu guten Teilen bereits im ÖPNV um, sehr zur Erheiterung der übrigen Fahrgäste. Ha, Zeit gut gemacht! Um 08:10 Uhr stehe ich schließlich in meinem Sack vor der Uni und bin … alleine – zumindest, was Studis angeht.

Ich entschließe mich daher ein bisschen das Fussvolk in den Seitenstrassen mit meinem Anblick zu irritieren und kassiere prompt die erste Diskriminierung. Von einer Leiter über mir schallt es plakatklebender Weise: „Ist daaaas niedlich!“.
Mit dem Level kann ich umgehen : D

Darf ich Sie kurz was fragen?

Freunde sind etwas Wunderbares, denn wenn man ihnen erzählt, was gerade so im eigenen Leben los ist, haben sie meist einen guten Tipp zur Hand. Christiane hat mich auf die Idee gebracht, dass man auf der Rückseite der Bierdeckel ja ein paar statistische Fragen stellen könnte.

Gleich mal gnaaaaadenlos alle Soziologen im eigenen Umfeld anbohren, welche Tipps sie für die Gestaltung des Fragenbogens haben und voi­là, da isser. Es wird Zeit, alles einzupacken und bereitzulegen. Morgen ist der große Tag, und der beginnt sehr, sehr früh.

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Von 2D zu 3D in weniger als 6 Stunden

naehenBeim Stichwort Sack denkt jeder erstmal: „Easy, vier Ecken, vier Löcher, reinschlüpfen, fertig“, aber es gilt ja die Bierdeckel für die Nachrichten an mich und die Postkarten unterzubringen.

Zwei Taschen sollten also her und fürs Bein Zeigen wären ein paar Schlitze an der Seite nicht schlecht. Die sollen ja einen hübschen Kontrast zur formlosen Hülle bilden.

Die Grenzen des Machbaren

Ein Motiv von 85 x 110 cm auf Sackleinen drucken … Geht das überhaupt?

probedruckDas hat sich die Druckerei auch erstmal gefragt und ein bisschen Probestoff eingefordert. Es muss ja nachher alles lesbar sein. Das Ergebnis: genial!

Es färbt allerdings etwas ab aufgrund des Farbüberschusses. Tja, das werde ich wohl ausbaden, äh bügeln müssen, aber kein Problem, das nicht lösbar wäre. Danach ein bisschen Klarlack drüber und schon kann man mich wieder knuddeln.

Ein Sack macht Druck

Bei aller Liebe zur Materialschlacht wird es doch langsam Zeit, das Design des Sacks genauer festzulegen. So ein Einzelstück kann in puncto Druck ja noch einiges an zeitlichem Vorlauf benötigen. Die Vorderseite steht fest, doch was soll auf die Rückseite? Nach einer regen Diskussion im GgG e.V. Team steht fest: Wer ein Zettelchen auf den Sack kleben will, bekommt ein paar Denkanstöße geliefert.

2016-04-28_GgG_Sack_Rueckrseite