Wir sind drin !

2016-05-24_GgG_Gespraech_mit_der_ADSAm 24sten im Sack in der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) zu sein, hat schon viel von Weihnachten im Mai: das Geschenk der unendlichen Möglichkeiten sozusagen. Meine Kollegin, Stephanie von Liebenstein, ist heute mit dabei, da der Sack doch etwas subversives Flair hat – zu Recht, immerhin ist da drin so viel Platz, dass ich glatt ’ne Schaumkuss-Wurfmaschine noch einschleusen könnte.

Damit man uns nicht fluchtbereit gegenüber sitzt, stelle ich nach einem kurzen Intro klar, dass die Standbeine unseres Vereins Information und Aufklärung in Kooperation mit unserem wissenschaftlichen Beirat sind. Beim „Sackhüpfen“ geht es uns mehr darum, auf das Problem öffentlichkeitswirksam aufmerksam zu machen und die Menschen auch emotional zu erreichen. Die Gesichter entspannen sich. Na dann: „Lasst die Gespräche beginnen…“

Ein Mal Eisprinzessin und zurück

Der Tag war lang und die Lebensmittel stehen noch im Supermarkt. Als ich mit dem Sack am Bräunungsstudio vorüberhüpfe, entdecke ich den neusten Trend für die Bekämpfung unerwünschter Fettpölsterchen: Cryolipolyse – die (angebliche) Zerstörung von Fettzellen durch Kälte.

wellnessmaxxWenn es darum geht, dem aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen, scheinen Methoden, die in DC Comics den Superschurken vorbehalten sind, eine vollkommen normale Lösung darzustellen.

Falls ich es die Tage endlich mal schaffe, ein Crowdfunding für „XL im Sack“ einzurichten, und mehr als 500,00 EUR zusammenkommen, dann verspreche ich, dass ich demonstrativ in dieses Geschäft gehe und versuchen werde, dieses Test-Angebot zu buchen. Den panisch-hilflosen Blick des Personals möchte ich sehen!

 

Ditt find ick jut

Für den Sack beginnt die neue Woche in einem Café im Herzen von Charlottenburg. Stephanie und ich stecken die Köpfe zusammen, was wir denn so alles in unserem Gespräch mit der Antidiskriminierungsstelle zur Sprache bringen wollen. Auf dem Weg durch den Kiez werde ich schon von weitem mit den Worten „Ditt find ick jut!“ begrüßt. Ich überlege, ob ich nicht generell auf Säcke als Kleidungsstück umsteigen sollte. Meine T-Shirts haben eindeutig weniger Fans.

stadtteilplenumDie nächste Station ist das Stadteilplenum in Moabit. Hier stellen sich heute die Kandidatinnen und Kandidaten für die Aktionsfondjury und den Quartiersrat vor. Ich bin eine von ihnen, schließlich gilt: Ran an die Politik von allen Seiten. Durch meinen Sack habe ich das Unaufälligkeitslevel eines pinken Seehunds im Koi-Teich. Ob mir das Stimmen gebracht hat, wird sich zeigen. Das Bierdeckel-Feedback macht mir Hoffnung.

Was machen Sie hier? Ich tanze.

kanzleramtDas Kanzleramt auf der gegenüberliegenden Seite der Spree genießt bereits volle Sonne, während der Eingang der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) noch im morgendlichen Schatten liegt. Das gestaltet das Rumstehen recht frisch, vorallem weil der Wind durch die Einfahrt pfeift. Doch wie fasste es Kermit, der Frosch, doch so schön zusammen: „Das schönste, was Füße tun können, ist tanzen!“ Also Smartphone raus, Playlist „Gute Laune“ an und ab der Fisch.

Meine gute Laune steckt an: Die meisten Personen, die auf das Gebäude der ADS zusteuern, nehmen mir eine Sleeping Lady ab. Schließlich sagt sogar eine die magischen Worte: „Die sitzen mir praktisch gegenüber. Soll ich da mal jemanden zu Dir runterschicken?“ Juchheissassa erklinge! Ein trojanisches Pferd ist gefunden.

Leider war das trojanische Pferd mit einer Person wohl zu stark unterbesetzt, niemand kommt runter. Die ADS hat damit ein Sack-Abo gewonnen. Hier stehe ich jetzt öfter : )

Uni aber nicht einfarbig

Nachdem ich nun mit einem kurzärmeligen T-Shirt endlich für den Sommer gerüstet bin – wesentlich mehr gab es ja bei Ulla Popken mal wieder nicht für mich zu erbeuten – geht es an die Uni. Ein Seminar steht für heute noch auf dem Plan und so richtig vor mir weglaufen kann dort keiner *fettig grins*. Gleich mal eine Mitstudentin anfallen für ein Ganzkörperphoto. Bisher habt Ihr ja nur Häppchen von mir sehen können.

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Bye, bye Schulterfrei

ulla-popkenNa huch, ist schon wieder Halloween? Nein, keine Sorge, vom Sommer haben wir noch ein Weilchen was. Ich habe das Photo ausgegraben, weil darauf etwas zu sehen ist, das Seltenheitswert hat: Das blaue, schulterfreie Oberteil, das ich anhabe, ist von Ulla Popken! Es hatte sogar ein paar Ziernieten auf den breiten Trägern, die ich für mein Kostüm allerdings abgeschnitten habe.

Das gute Stück ist inzwischen mehr als 10 Jahre alt und ich würde es jeder Zeit wieder kaufen – wenn ich es denn könnte. Verloren stehe ich in meinem Sack bei UP und stelle mal wieder fest, dass es verdammt viele Muster gibt, für die man mich bezahlen müsste, damit ich sie trage. Bei den BHs brauche ich gar nicht erst schauen. Trägerinnen eines C-Körbchens werden hier als minderbemittelt angesehen: Es geht überhaupt erst ab D los. Meine Sleeping Ladies sind ebenfalls nicht Willkommen. Es ist Vorgabe der Zentrale, dass nichts ausgelegt werden darf.

Liebes UP Team, ist Euch eigentlich bewusst, wie weit Ihr Euch inzwischen von Eurer Zielgruppe entfernt habt?

Rot ist eine Tarnfarbe

Finde den Fehler: „Die Mitgliederversammlungen der ASG Berlin finden regelmäßig an jedem 2. Mittwoch des Monats statt. […] Die nächste Mitgliederversammlung findet am Mittwoch, 09. Mai 2016 statt.“

spdEs ist der 2. Mittwoch im Monat, ich stehe vor dem Kurt-Schumacher-Haus, und wer ist nicht da? Genau, die Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD. Das liegt dann wohl daran, dass wir nicht den 09.05. sondern den 11.05. haben *grmpf*. Da hatte wohl jemand in der Redaktion der SPD eine leichte Montag-Mittwoch-Schwäche.

Die anderen Sitzungen des heutigen Tages sind nicht öffentlich, trotzdem kann ich erfolgreich ins Gebäude schlüpfen. Man reagiert auf mich positiv bis fasziniert und mich beschleicht das Gefühl, dass ich für eine Aktive der JUSOS gehalten werde. Ich nutze die Gelegenheit ein paar Sleeping Ladies im Infoständer unterzubringen und hinterlasse noch einen Liebesgruß im Briefkasten. Das probieren wir dann wohl in einem Monat noch Mal.

Bummelnder Protest

Kreativarbeit bringt zwei Dinge mit sich: 1. Die vollkommene Zerstörung der eigenen Wohnung oder zumindest dessen, was man als Ordnung beschreiben würde. 2. Die Anhäufung unzähliger Materialien der Art „Lieber erstmal kaufen, falls sich was Besseres findet, kann man ’s ja wieder umtauschen.“.

wilmersdorfer-arcadenDa ich für die Blitzumfrage auf den Bierdeckeln drei verschiedene Etikettentypen gekauft hatte, begann die heutige Sack-Tour mit einem Ausflug in die Wilmersdorfer Straße. Natürlich könnte man die Etiketten einfach zurückgeben, das Geld einstecken und wieder nach Hause fahren, aber hey, das ist eine Einkaufsstraße, oder?

Zum Glück konnte nichts von dem, was das Depot reduziert hatte, mein Herz erobern, aber Wassermelone und Basilikum waren unwiderstehlich. Demnächst in diesem Haushalt: Pesto Genovese, Basilikum-Fetacreme und krachend frische, süße Wassermelone.

Einen Schritt zurück, zwei vor

<Sendung mit der Maus Sprech Start> Heute habe ich gelernt, dass Parteizentralen so etwas wie die Wohnung der Politker*innen sind. Wenn Sie arbeiten, sind sie entweder nicht da oder sie machen nicht auf. </Sendung mit der Maus Sprech Ende> Ich werde also mal schauen, was es so an politischen Veranstaltungen in der Stadt gibt, wo man mich nicht meiden oder vor mir weglaufen kann. Ein Besuch der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD war eh geplant.

Um mir trotzdem noch ein Erfolgsgefühl für den heutigen Tag zu organisieren, habe ich im Quartiersmanagement Moabit West vorbeigeschaut. qm-moabit-westDort kann man als Anwohnerin richtig mitmischen und ist immer herzlich Willkommen. Ein ganzer Schwung Sleeping Ladies wurde mir mit einem Lächeln abgenommen.

Wer mich übrigens in Richtung Politik schubsen möchte, hat bei der Wahl des Quartiersrats die Chance.

 

Die CDU lässt sich nicht entern

Da die Grünen mich nicht recht wollten, gebe ich konservativer Politik eine Chance. Aus dem Glas-Tanker der CDU wirft man mir prüfende Blicke zu. Vielleicht werde ich ja heute noch gegen meinen Willen ein paar Meter um den Block getragen.
cduVor dem Gebäude tauchen immer wieder schwarzen Limousinen auf, verlangsamen die Fahrt und passieren mich schließlich ohne anzuhalten. Mein Gefahrenpotential scheint als nicht unerheblich eingestuft zu werden. Ich kann förmlich hören, wie der BND eine eigene Akte für mich anlegt. Das einzige, was hier rege ein und aus geht, sind Pizzaboten und Kuriere.
Hey, ich trage Postkarten aus, damit fühle ich mich total wie eine Kurierin. Die CDU sieht das nicht so und lässt mich vom Glas abperlen. Damit steht es 1:0 für die Grünen, was die Sympathiepunkte betrifft.